Der Patient soll zukünftig stärker in seine eigene Gesundheitsversorgung einbezogen werden. Im Zusammenspiel mit den Leistungserbringern erhält er ab 1.1.2021 das Recht auf die Bereitstellung seiner Behandlungsdaten in einer digitalen Patientenakte, über die der Patient die Hoheit hat. Auch Portallösungen fördern die Einbindung und Selbstbestimmtheit der Patienten. Entsprechende Lösungen werden aktuell durch das Krankenhauszukunftsgesetz gefördert und helfen das Thema weiter voran zu bringen.
Patienten möchten immer mehr Herr über ihre eigenen Daten sein und nicht nur als Leidende, sondern gleichzeitig auch als Kommunikationspartner der Ärzte wahrgenommen werden. In Zukunft sollen sie in dieser Rolle und im Eigenmanagement ihrer Erkrankung gestärkt werden. Diese Bemühungen bezeichnet man als Patient Empowerment. Moderne Informations- und Kommunikationstechniken können hier unterstützend eingreifen und helfen, die Versorgung zu verbessern. Entsprechende IT-Lösungen fördert auch der Gesetzgeber im Rahmen des kürzlich verabschiedeten Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG). Letztlich nützt Patient Empowerment sowohl Ärzten als auch Patienten, denn je mehr der Patient von seinen Erkrankungen und den Therapieoptionen versteht und aktiv mitbestimmen kann, desto höher ist die Chance und der Wille die vorgeschriebene Therapie bis zum Ende zu verfolgen.
Der aktuelle „Annual European eHealth Survey“ – eine jährlich durchgeführte Umfrage von HIMSS, dem weltweit größten Verband für IT im Gesundheitswesen, in Kooperation mit der Unternehmensberatung McKinsey & Company – ergab, dass das „Patienten-Empowerment“ zunehmend an Wichtigkeit gewinnt. Befragt wurden mehr als 500 eHealth-Experten aus 30 europäischen Ländern. Diese gaben an, dass es für sie immer wichtiger wird, Patienten den Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten zu ermöglichen, damit diese ihr Therapieziel besser managen können. Das markiert eine Art Paradigmenwechsel: nämlich weg von einer Krankenhaus-zentrierten Denkweise hin zu einer Gesundheitsversorgung, in der das Individuum eine deutlich stärkere Verantwortung für die eigene Gesundheit übernimmt.
Patient als Herr über die eigenen Daten
Ein wesentlicher Schritt ist die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), die von den Krankenkassen ab 1.1.2021 (Phase 1) als Anwendung in der Telematikinfrastruktur (TI) bereitgestellt werden muss und bei der die Patienten die Hoheit über ihre Gesundheitsdaten innehaben. Krankenhäuser sind auf Wunsch des Patienten dazu verpflichtet, medizinische Daten der aktuellen Behandlung an die ePA zu übertragen und den Patienten bei der Erstbefüllung der Akte zu unterstützen. Viele Krankenhäuser stehen hier aktuell noch vor der Aufgabe Ihre Klinik-IT mit der ePA in der Telematikinfrastruktur zu verbinden. Wir bieten dafür den NEXUS / ePA-Cube an, mit dem die geforderten Anwendungsszenarien einfach und sicher realisiert werden können.
Die Vorteile für den Patienten liegen auf der Hand: er kann viel leichter Impfungen, verordnete Medikamente oder auch Behandlungen mit Diagnosen und Abrechnungsdaten nachvollziehen. Darüber hinaus kann der Patient selbst eigene Daten hinzufügen. So kann er etwa Barcodes per QR-Code von verschreibungsfreien Medikamenten einscannen oder Arztbriefe in die Akte hochladen. Die Entscheidung, welche Daten abgelegt werden sollen, liegt dabei stets beim Patienten. Ab 2022 (Phase 2) entscheidet er außerdem, welche Daten von welchem Arzt eingesehen werden dürfen.
Inwieweit Bilddaten in der ePA bereitgestellt werden, wird aktuell noch spezifiziert und ist frühestens ab 2023 (Phase 3) geplant. Doch mit unserem fortschrittlichen CHILI Patienten-Portal können medizinische Einrichtungen bereits heute ihren Patienten die eigenen Bilder vollständig digital und dabei absolut sicher zur Verfügung stellen.
Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen Gesundheits-Apps und Wearables. Schon heute gibt es eine große Zahl von Anwendungen, die Daten erheben, sammeln und analysieren. Patienten haben dadurch einen sehr leichten und niedrigschwelligen Zugang zu Informationen, die ihre Gesundheit betreffen. Außerdem helfen die Anwendungen beim täglichen Umgang mit der Erkrankung. Ein Beispiel hierfür sind Chroniker-Tagebücher, etwa für Diabetiker oder für Asthma-Patienten. Diese Informationen können wiederum behandelnden Ärzten zur Verfügung gestellt und bei Entscheidungen über weitere Therapieverläufe herangezogen werden.
Patientenportale als Mittel zum Patient Empowerment
Auch im Krankenhaus können Patienten stärker eingebunden werden. Das ONE / NEXUS Portal ermöglicht es beispielsweise Krankenhäusern und Kliniken ihre Patienten vor, während und nach der Behandlung zu begleiten. Ist ein operativer Eingriff geplant, so kann der Patient aktiv von zu Hause einen Termin vereinbaren und eine Terminerinnerung einstellen, er kann Voruntersuchungen hochladen und Aufnahmeformulare ausfüllen. Außerdem kann die Klinik ihm auf diesem Wege bereits Informationen zur anstehenden Behandlung zukommen lassen. Während seines Aufenthaltes könnte der Patient selbst behandlungsrelevante Daten, wie z.B. das Ausfüllen einer Schmerzskala, erfassen oder er bekommt seine Behandlungsergebnisse digital bereitgestellt. Auch nach der Entlassung kann die Portallösung bei der Patientenkommunikation und digitalen Nachsorge unterstützen. Durch solche Lösungen können administrative Prozesse effektiver gestaltet werden, der Patient fühlt sich besser eingebunden und nimmt im Idealfall stärker am Behandlungsverlauf Anteil.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Einbindung und Stärkung des Patienten positive Auswirkungen auf den Therapieverlauf haben: Die Bereitschaft gut informierter Patienten ist höher und sie sind grundsätzlich zufriedener, Ärzte können sich hingegen besser auf die Bedürfnisse einstellen, was insgesamt zu einem besseren oder beschleunigten Behandlungserfolg führt. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass Fehler in der Dokumentation schneller aufgedeckt und behoben werden können, wenn Patienten beteiligt werden. Patient Empowerment nützt demnach nicht nur dem Patienten sondern schlussendlich profitieren auch die Leistungserbringer und das gesamte Gesundheitswesen von der stärkeren Einbindung und Verantwortungsübernahme des Patienten.