Internet of Medical Things
Unsere Welt wird immer vernetzter. Das gilt besonders für die Dinge, die wir am Körper tragen – sogenannte Wearables. Das beginnt bei Smartwatches, geht über Fitnesstracker bis hin zu intelligenten Textilien, die Gesundheitsdaten messen. Zunächst als Gesundheits-Gadgets für Nerds belächelt, haben sie in den letzten Jahren jedoch einen wahren Siegeszug angetreten. Wie können diese Devices sinnvoll genutzt werden, damit sie der Medizin und letztlich einer besseren Patientenversorgung nutzen?
Geräte, die befähigt sind, Daten zu erzeugen, zu übertragen, zu sammeln und zu analysieren bilden gemeinsam eine vernetzte Struktur, die man als Internet of Medical Things (IoMT) bezeichnet. Eine Studie des Deloitte Centre for Health Solutions kam bereits im Jahr 2018 zu dem Schluss, dass, IoMT das Gesundheitswesen stark verändern wird. Sie geht von einem Anstieg des Marktwertes von IoMT-Geräten für das Jahr 2022 auf 158,1 Milliarden US-Dollar aus. Ein großer Anteil dürfte dabei auf Produkte rund um Wearables entfallen.
Diese werden bisher hauptsächlich genutzt, um Fitness- und Gesundheitsdaten zu managen. Doch es gibt auch schon Ansätze, die smarten Technologien für diagnostische oder therapeutische Zwecke zu nutzen. Ein Problem dabei: Bisher waren die rechtlichen Vorgaben für deren Einsatz nicht ganz eindeutig. Das sollte durch die neue europäische Medizinprodukteverordnung nachgeholt werden. In der aktuellen Regelung ist die medizinische Zweckbestimmung bei der Entscheidung ausschlaggebend, ob ein Produkt als Medizinprodukt eingestuft wird.
Intelligenten Pflastern gehört die Zukunft
Im Krankenhaus werden Wearables derzeit noch nicht sehr häufig eingesetzt, dennoch gibt es interessante Anwendungsszenarien: So hat eine US-Firma ein intelligentes Pflaster entwickelt, das messen kann, wie oft die Liegeposition eines Patienten gewechselt wurde. Ziel ist, das Wundliegen, das häufig mit kosten- und pflegeintensiven Therapien verbunden ist, zu vermeiden. Das Pflaster wird auf dem Oberkörper des Patienten angebracht und überwacht dessen Position, Bewegung sowie Aktivität. Über einen Sensor werden die Daten an eine zentrale Monitoring-Station gesendet.
Experten sehen vor allem intelligente Pflaster in Zukunft auf dem Vormarsch. Sie halten es für möglich, dass im Jahr 2022 ein Drittel des gesamten Wearable-Marktes von intelligenten Pflastern abgedeckt werden könnte. Diese „smart patches“ sind nicht nur in der Lage, Bewegungsdaten zu erfassen, sie messen auch Vitaldaten, können aber auch zur transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) verwendet werden oder geben sogar Medikamente ab.
Bettsensoren unterstützen Pflegepersonal
Ein weiteres spannendes Einsatzfeld für Wearables im Krankenhaus sind Bett- und Türsensoren, die u.a. zum Schutz dementer Pflegebedürftiger zum Einsatz kommen können. Die Technik steht bereits zur Verfügung und hat eine hohe Messgenauigkeit. Für einen breiten Einsatz müssen allerdings die üblichen Hürden genommen werden: hohe Kosten für die Zulassung und Schwierigkeiten bei der Integration ins KIS.
Die Einsatzmöglichkeiten des IoMT sind breit gefächert und Fachleute versprechen sich viele Vorteile, denn das IoMT hat das Potenzial, einen Teil der Kosten-, Zugangs- und Koordinierungsprobleme im Gesundheitswesen zu verringern. Doch zuvor müssen noch einige regulatorische Hürden genommen sowie die Frage der Finanzierung geklärt werden. Außerdem braucht es Strategien, wie die generierten Daten durch Millionen vernetzter medizinischer Geräte sinnvoll ausgewertet und genutzt werden können, um die Gesundheitsversorgung weiter zu verbessern.